KS-Ratgeber

183 182 Unsere Erfahrungen mit HV-Verschraubungen zeigen: • Gut durchgehärtete duroplastische Farbbeschichtungen (2K-Epoxidharz und 2K-Polyurethan oder thermisch gehärtete Pulverlacke) sind für Schichtdicken bis ca. 120 µm HV-tauglich. • Durch die Schubspannungen, die beim Anziehen der Schrauben entste- hen, beginnt jede organische Beschichtung mehr oder weniger zu fliessen. Ein Verlust der Vorspannkraft von bis zu 30% kann gemäss Normen zu­ lässig sein. • Gemäss Schweizer Norm (B3, Seite 14, Abs. 220) soll für Reibungs- verbindungen eine Zinkstaubgrundierung appliziert werden, die anschlies- sende Deckbeschichtung erfolgt nach der Montage/Verschraubung bauseits. Weitere Infos zu HV-Verschraubungen finden sich im Eurocode 3, SIA 161 und Veröffentlichungen von Prof. Dr. Günther Valtinat, Uni­ versität Hamburg. • Die geforderte Mindestschichtdicke führt in der Praxis dazu, dass die effektive Schichtdicke leicht das Doppelte oder mehr betragen kann. Für die Verschraubung ist die am Schraubenhof vorliegende Schichtdicke ausschlaggebend, diese kann wesentlich von der durchschnittlich gemes- senen Schichtdicke abweichen. Min. 120 μm bedeuten nicht, dass HV- Verschraubungen zulässig sind, es muss jeweils lokal gemessen werden. Planungshilfen HV-Schraubverbindungen • Schrauben-Grösse und insbesondere Auflagefläche der Unterlagsscheibe haben einen grossen Einfluss auf allfällige Aufwulstungen und Beschädi- gungen der Beschichtung im Bereiche der Verschraubung. Ob hinsichtlich der Reduktion des Vorspannverlustes allfällig leicht grössere Unterlags- scheiben verwendet werden können, ist mit dem zuständigen Ingenieur und dem Lieferanten der Schrauben abzusprechen. • Kleine Unterschiede in der Widerstandsfähigkeit gegenüber HV-Ver- schraubungen innerhalb derselben Lackchemie sind möglich. Einige Lack- hersteller haben Ihre Farbsysteme hinsichtlich HV-Tauglichkeit geprüft. • Bei Beschichtungen über 80 – 100 μm empfehlen sich in jedem Fall Praxistests. • Aufwulstungen können auch bei nicht HV-Verbindungen entstehen. Es ist bei der Montage darauf zu achten, dass sämtliche Schrauben mit einem auch für die Beschichtung sinnvollen Anzugsmoment versehen werden. Es empfiehlt sich bei Schichtdicken über 100 μm alle Einflussgrössen zu prüfen und festzuhalten. • Der Beschichter haftet grundsätzlich nicht für unzulässige mechanische Einflüsse, wenn diese nicht vorher genau mit dem Beschichter spezifiziert worden sind. • Angaben der Mindestschichtdicke bei Galvaswiss sind generell gemäss DIN EN ISO 12944: Der Mittelwert aller Messungen muss den Minimalwert erreichen, Einzelmessungen dürfen bis zu 20% geringer sein. Aufwulstung durch Farbbeschichtung >120 μm.

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